Thursday, January 26, 2006

Zuhälter, Faschisten und Schildbürger

Ich weiß meine Lieben, die Liebe zu Österreich steigt erst mit dem Quadrat der Entfernung. Nache einem Jahr 2005, in dem ich mich so wohl wie noch nie in meiner Stadt gefühlt habe (mag vielleicht u.a. auch daran liegen, dass ich 3 Monate davon gar nicht anwesend war), sei mir nun ein bisschen Nestbeschmutzerei gestattet.

Während ich meinem winterlichen Tiefpunkt entgegentaumle (oder zumindest noch in der Talsohle weile), scheint dieses Land etwas verfrüht den (Faschings-)Höhepunkt zu erreichen:

Foto:http://www.megakunst.com Im Jahr 2006 fürchet sich Kärntens LH Haider noch immer vor einem Einmarsch Sloweniens in Kärnten und deshalb will er nur über seine Leiche das Urteil des VerfGHofes akzeptieren, dass in Kärnten nun mit 50jähriger Verspätung dem Staatsvertrag genüge getan werden müsse.
Wer also glaubt, Österreich sei ein demokratischer Rechtsstaat, der kann auch gleich in Ägypten bleiben. Dort sind die Menschen zumindest nicht so mürrisch und freundlich zu Ausländern (zumindest zu mir waren sie´s... - möglicherweise sehen sudanesische Flüchtlinge in Ägypten das ja anders.

Apropos Fasching: Da sind ja bekanntermaßen die Faschisten nicht weit.
Denn obwohl das alles so lustig sein könnte, vergeht mit derzeit langsam das Lachen. Mein Bobo-Wohlfühlbarometer hat spätestens heute Nachmittag den Kampf um den Rekordtiefwert mit dem Außenthermometer gewonnen. Die Skala ist leider auch nach unten offen... Und dabei bin ich ja in meiner endlosen Naivität selbst schuld: Warum mußte ich mich auch auf ein Gespräch mit der Hausmeisterin und einer anderen "Baubewohnerin" in der Waschküche des Karl Marx Hofes zum Thema "Ausländer" einlassen? Das konnte nur in Weltschmerz münden.
Dienstag Nachmittag erging es mir nicht besser, wo ich doch nur friedlich den Sonnenschein durch die Panoramafenster des Cafés am Cobenzl genießen wollte. Die Stadt scheint nur noch aus Zuhältern und Faschisten zu bestehen. Ersterer war grad am unerträglichen Anbraten seines neuesten osteuropäischen "Fanges", umgarnte sie mit dämlichen Dauergrinsen und einer in Swarovski-Schatulle verpackten Halskette (die er dem Mädchen sicherlich nachdem er sie zum ersten Mal verprügelt haben wird, wieder wegnehmen wird, um sie der Nächsten, die guten Glaubens nach Wien gelockt wurde, zu schenken.) Letzterer - damit ist natürlich der oben erwähnte Faschist gemeint, mockierte sich wiederholt lautstark bei seiner "Presse"-Lektüre über den Autor: "Unfassbar, so ein Juden-Soldat!" Seine weibliche Begleitung schwieg dazu. Ob sie eine echte Swarovski-Kette trug, ist nicht bekannt. Mir wurde jedenfalls schlecht, ich bezahlte und ging. Und ärgerte mich die ganze Busfahrt bis runter nach Heiligenstadt, dass ich ausnahmsweise mal geschwiegen hatte. Heute in der Waschküche hab ich´s nicht getan und meine psychohygienischen Werte sind dennoch nicht besser.

Die Woche war also, wie ihr sehen könnt, wirklich hart. Gut, dass ich morgen früh meinen guten Freund Richard treffe, um den Tag mit einem Besuch bei Adele im Oberen Belvedere zu begehen. Da hängt sie nun ja seit über 60 Jahren, so wie Klimt sie schuf, und ich will sie mir seit 15 Jahren schon ansehen. Und nun kann man wirklich nicht mehr sagen, sie würde einem ja nicht davonlaufen ;-) Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich kann euch nicht so in meine Ösi-Depri mit reinziehen und entlasse euch daher mit diesem lustigen alten Mann:



"Der einzige Grund, warum Haider noch frei herumläuft, ist der,
dass es in Österreich die offene Psychiatrie gibt!
(O-Ton Alfred Gusenbauer)


Im Übrigen bin ich der Meinung, dass es völlig egal ist, dass Mozart heute seinen 250. Geburtstag feiern würde, wenn er noch lebte...

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